Neugierig wäre ich ja, aber geht das zusammen, eine Kritikerin der Institution Kirche, die nur sehr selten den Weg in einen Gottesdienst findet, und wenn, dann meistens auf der Suche nach Frieden, in mir, in der Welt, nicht selten just am 24. Dezember.
In diesem Jahr nun war ich nun tatsächlich dabei. Am 11. Mai 24 war es dann so weit. Das Ziel: Der Karkopf im Chiemgau, 1239 m hoch.
Ich freue mich schon auf der Anreise auf etwas Neues, Unbekanntes. Die Bibel selbst ist mir nicht ganz fremd. Mit meinem Glauben aber ist es mal so, mal so. Mal ist er in Ansätzen da, wenn überhaupt, meistens aber nicht. Absolut gültige Wahrheiten helfen mir auch nicht weiter.
In Sachrang eröffnet Monika Kleber die Tour. Bunter Rock, Strohhut und Ukulele, sie ist heute sozusagen unsere Hirtin. Wer welchen Glauben hat oder gänzlich ohne ist, wird nicht gefragt. Monika beginnt zu singen, wir stimmen ein. „Zeige uns den Weg, wenn der Morgen winkt, zeige uns den Weg, wenn die Sonne sinkt.
Es geht dabei um die Suche nach dem richtigen Weg, der uns tief hinein in die Stille führen soll, zur Freundschaft, zu Erfüllung und Stärke. Gerade jetzt haben wir eine unruhige Zeit hinter uns, die viele Gewissheiten zerstört hat.
Erst kam Corona, eine bis dahin unbekannte Plage, darauf folgten geradezu apokalyptische Zustände - große Teile der Welt standen in Flammen, in vielen Gebieten gab es sintflutartige Regenfälle, dann grandiose Überflutungen, in denen sehr viele Menschen alles verloren haben.
Und dann überall bewaffnete Konflikte, mit immer mehr Menschen auf der Flucht. Es gibt immer weniger demokratische Staaten auf der Welt.
Auch unsere Gesellschaft hat sich verändert, Gewalt, Ungerechtigkeit, fehlender Respekt, eine fortschreitende Individualisierung, all das ist kaum auszuhalten.
Außer, man ist im Gebirge.
Ein steiler, steiniger Waldpfad führt uns rasch auf eine weite, leicht kupierte Almfläche mit einer kleinen Quelle. Wie gemacht zum Innehalten. Ein Platz zur Besinnung, die Monika noch vertieft mit einem Lied über das tiefe Sehnen nach Gott.
Sehnsucht kenne ich, nach etwas Schönem, nach Freiheit, nach Geborgenheit, auch nach etwas Unbestimmtem. All das finde ich am ehesten in der Natur, genauer in den Bergen. Am meisten liebe ich die unverfügte Natur. Die einfach so da ist, zweckfrei. Die auch ohne uns einfach so da wäre. In Wahrheit sind wir ja gar nicht so wichtig, wie wir uns oft fühlen.
Diese Erkenntnis tut mir immer gut, jedes Mal, sie erdet mich, bremst meinen Übermut und lässt mich meinen sicheren Standort schätzen, von dem aus ich den Anblick so richtig genießen kann.
Oben breitet sich vor uns ein schier endloses Gipfelmeer aus.
Mir fällt vieles ein, das lange verborgen war. Das liegt ganz bestimmt an der Ruhe, die ich heute spüre. Meine Neugier ist belohnt worden.
Es gibt auf dieser Wanderung viel Zeit zum Atmen, Zeit für die Suche nach dem unbedingten Augenblick.
Der Moment, in dem Himmel und Erde sich berühren, von dem Monika spricht.
Liebe Gangkofener schaut doch bitte im nächsten Jahr nach dem Termin für die Bibelwanderung und macht eure eigene Erfahrung.
Wir sehen uns.
Heidi Hecht, Turner – Alpen – Kränzchen München,
ehemalige SZ - Redakteurin