Am Sonntag unternahmen drei Mitglieder der DAV Sektion Gangkofen mit Tourenleiter Martin Götz eine Klettersteigtour in der Mieminger Kette in Tirol.
Leider half kein Betteln beim Wettergott: aus der geplanten zweitägigen Klettersteigtour mit Übernachtung auf der Bettelwurfhütte in Verbindung mit dem Absamer Klettersteig wurde nichts. Zumindest hatte der Wettergott etwas Einsehen und ließ es nur am Samstag regnen. So bot sich als Alternative an, noch am Samstag Richtung Innsbruck anzureisen und am Sonntag einen Klettersteig in der Region Innsbruck zu begehen. Unsere Wahl fiel auf den Klettersteig an der Wankspitze.
Am Samstag führte die Fahrt mit dem Vereinsbus direkt zum Kletterzentrum Innsbruck. Diese im Jahr 2017 neu erbaute Kletterhalle integriert auch das Bundesleistungszentrum für Wettkampfkletterer. Ob dieser Kletterkoryphäen hatten wir vor, uns nur auf einen Kaffee dort einzufinden. Aber schon nach wenigen Minuten hatte uns das Klettervirus gepackt und wir verbrachten zweieinhalb intensive Stunden in dieser gigantischen Kletterhalle.
Danach ging es noch in ein leckeres nepalesisches Restaurant im Studentenviertel Innsbrucks.
Übernachtet wurde in Telfs, nur wenige Kilometer vom Startpunkt in der Gemeinde Obsteig entfernt.
Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es am nächsten Morgen zum Wanderparkplatz Arzkasten. Von dort führen zwei Wege hoch zum Lehnberghaus. Der Bachweg, welcher am Lehnberghaus endet, versprach etwas Abkühlung im Aufstieg und vor allem auch beim späteren Abstieg. Vom Lehnberghaus ging es dann in nördlicher Richtung hinein in die Hölle. Dies ist ein von den Bergen umschlossenes enges Hochtal mit vielen Latschen. Zum Glück waren wir noch zeitig dran und konnten so der für Latschenbewuchs typischen Schwüle entgehen. Von dort zieht ein gut ausgetretener Pfad über ein Schuttkar hoch zum Stötttörl. Kurz nach diesem Sattel beginnt der Klettersteig. Der Klettersteig hat nur am Anfang eine Platte mit der Schwierigkeit C, im weiteren Verlauf liegen die Schwierigkeiten überwiegend bei A und B.
Der Klettersteig verläuft am Nordgrat der Wankspitze und bietet immer wieder rassige Tiefblicke in die steil abfallenden Flanken hinunter, in die Täler im Westen und Osten des Grates. Es war ein echter Genuss diesen Klettersteig zu begehen. Statt wie bei Klettersteigen höherer Schwierigkeiten üblich, sich nur am Stahlseil mit den Armen hochzuziehen, war hier Bergsteigen angesagt. Da es fast keine künstlichen Tritthilfen gab, mussten immer wieder die passenden Tritte für die Bergschuhe gesucht werden. Und es blieb noch Zeit, einige Technikgrundlagen im Begehen von Klettersteigen zu üben. Da waren angesagt: Spreizen in Verschneidungen, Queren mit Hinterkreuzen, Hochantreten von glatten Platten oder taloffenes Abklettern, um nur einige Techniken zu nennen.
Für einen Gratklettersteig typisch, geht es nicht nur konstant bergauf, sondern es sind mehrfach Passagen im Klettersteig auch abzuklettern. Auch das bieten nicht viele Klettersteige.
Kurz vor dem Ende des Klettersteigs hat der lokale Kletterklub die Variante „Bankl zur schönen Aussicht“ angelegt. Und tatsächlich, aus wirklich exponierte Position bietet diese Bank für zwei Personen einen imposanten Ausblick. Die Erbauer haben auch an die Begeher, die länger verweilen möchten gedacht, und noch zwei Flaschenhalter an die Bank angebaut.
Nach dem Bankl ist es nur noch ein kurzer Weg hinüber zum Gipfelkreuz der Wankspitze. Gleich unterhalb des Gipfels wurde die wohlverdiente Pause ein- und die Kletterausrüstung abgelegt.
Vom Gipfel ging es über den Normalweg hinunter zur Lacke. Die Lacke ist ein Aussichtspunkt, von dem eine Stahlgitterbühne einen tollen Ausblick in die südliche gelegenen Berge der Stubaier Alpen bietet. Nach kurzem Genuss des Ausblicks oder wahlweise der komfortablen Holzliege ging es über das Lehnberghaus und den bereits bekannten Bachweg wieder zurück nach Arzkasten.
Was dann noch blieb, war die lange Rückfahrt nach Gangkofen, glücklicherweise ohne Stau trotz der vielen rückreisenden Sommerurlauber.
Fazit: Ein zwar kurzer Klettersteig, der aber alles bietet: einen langen dafür abwechslungsreichen Zustieg, einen Klettergenuss am Grat und einen schnellen Abstieg auf einfachem Rückweg. Gerne wieder!
Die Teilnehmer: Christina W, Melanie L, Franz S und Martin Götz (Tourenleiter)