Tag 3
Wenn der Wecker um 3 Uhr klingelt …
Wie bereits erwähnt, ist die Braunschweiger Hütte heutzutage selten der Ausgangspunkt für eine Besteigung der Wildspitze. Das liegt vor allem am langen Anmarsch übers Mittelbergferner zum Mittelbergjoch (3200 m), bevor man im Taschachferner den Aufstieg angehen kann. Da sind die Touren über die Breslauer Hütte oder das Taschachhaus deutlich kürzer.
Aber wir starten an der Braunschweiger Hütte und damit wir die guten Bedingungen eines festen Firns wenigstens für den langen Anmarsch nutzen können, ist der angepeilte Startpunkt 4 Uhr in der Früh. Dieser wird auch, akademisches Viertel eingerechnet, eingehalten. Unter wunderschöner Beleuchtung eines fast runden Mondes können die Stirnlampen ausbleiben und der Anstieg zum Mittelbergjoch geht zügig voran.
Dort angelangt, ist Max sehr erstaunt, als er sieht, wie weit sich der Taschachferner zurückgebildet hat. Es war seine fünfte Besteigung der Wildspitze, unter anderem hatte er vor 30 Jahren seine Prüfung zum Hochtourenführer dort abgelegt. Dem kurzen, aber steilen Abstieg vom Joch zum Ferner folgt ein langer, aber wunderschöner Aufstieg im weiten Bogen bis zum Gipfelgrat. Diesen Weg legen wir in zwei Fünferseilschaften zurück.
Nach knapp 30 Minuten und insgesamt fünfeinhalb Stunden stehen alle um 9:45 Uhr überglücklich am Gipfelkreuz und Klaus‘ berühmt-berüchtigter Gipfelschnaps kommt zum Einsatz.
Vom Abstieg und Rückweg existieren nur wenige Bilder, weil alle mit den widrigen Bedingungen des inzwischen sulzigen Taschachferners kämpfen. Max und Klaus spuren mit Bravour, so dass wir uns mit zwei kurzen Pausen zähneknirschend ins schier tropisch heiße Mittelberg zurückschleppen, das wir nach gefühlter Ewigkeit bereits um 14:45 Uhr erreichen. Insgesamt haben wir nach knapp 11 Stunden 1400 m auffi und 2150 m obi in den Knochen.
Doch nach ein, zwei Radlern im Gletscherstübele sind alle wieder soweit hergestellt, dass der Rückreise von dieser wunderschönen Hochtour nichts mehr im Weg steht.
Unser Dank geht an Max und Klaus, die uns bei dieser Hochtour prächtig geführt haben und allen Teilnehmern wertvolle Kenntnisse im Umfeld der Gletscherbegehung vermittelten.