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Chiemgauschlinge(l)n,

E-/MTB und Sigmund Freud

18.08.2023

Harte Tour für Fortgeschrittene im Bereich Haindorfer Berg, Reifenberg und Einöder Berg;

Drei scharfe Rampen und 14 Singletrails mit zus. 14km Länge auf 40km und 1550Hm verteilt, auch kurze Schiebe-/Tragestrecken; Eine Herausforderung für gut trainierte Biobiker und E-Biker mit fortgeschrittener Fahrtechnik (S2). Zum Abschluss Erfrischung im Reifinger Weiher.
So lautete die Ausschreibung und 5 „Schlingel“ waren dabei um die drei Schlingen zu bewältigen. Ausgangspunkt war der Reifinger Weiher bei Grassau.
4 von 5 Schlingel: 3x Bio, (Ritzlbiaga) Norbert und Willi mit DAVler-Andi G. sowie 1 x E-MTB Bernhard

Tage zuvor bereits Gewitter und starker Regen im Chiemgau. Wie beim Klettern ein 5er unter nassen Bedingungen wesentlich anspruchsvoller ist, so gilt dies grundsätzlich auch für mit Wurzeln und aalglatten Kalkgestein durchsetzte Singletrails.

Bereits nach einem km bog man in einen im letzten Jahr noch schönen technischen Naturtrail Richtung Rottau. Dieser wurde nun leider zu einen Spazierweg geschottert und gleich „Made in Germany“ mit einem Bikeverbotsschild versehen. Warum? Keiner Menschenseele begegneten wir auf diesem Abschnitt.

Bei einem Blick über die Schweizer Grenze hätte ein kleines Taferl gereicht: Shared Trails und Rücksicht,  im Engadin heißt es „Platz hat es genug – man muss ihn nur machen“.

Das nächste Hindernis: Ein Waldarbeiter mit schwerem Gerät und Seilwinde, ein paar freundliche Worte, vorbeigeschoben, null Stress.

Ein Dutzend Gatter, mehrere umgestürzte Bäume und Chiemseeblicke waren ständige Begleiter.

Kurz vor der Seiseralm, eine Fifty-Fifty - Entscheidung: Bauch gegen Navi im vermurten Gelände. Bauch war falsch und hatte eine 10minütige Dschungelwanderung zur Folge.

Nach gut 700Hm, die nächste Überraschung, die Seiseralm hat geschlossen. Gott sei Dank bekam man nach 2 anstrengenden Stunden im Seiserhof vis a´vis Erfrischendes und Kuchen zur Stärkung. Dann wieder Trails, Trails, Trails und immer mit herrlichen Ausblicken

Auf dem Reitweg zur Kampenwand war nichts los. Die wenigen Wanderer verzichteten, trotz Angebot unsererseits, immer gerne auf ihr Wegerecht einfach um staunend zu sehen, was mit einem modernen MTB möglich ist.

Nach gut vier Stunden gehörte, nach einer steilen  Auffahrt zur Weissenalm, deren Radlgarage allein uns! Grund: Montags geschlossen.
Die Beine müssen schwer, der Kopf leer und das Belohnungsbier kühl sein, mehr bräuchte es nicht aber …....
Gut, dass jeder ausreichend Verpflegung dabei hatte. Die gemütliche Pause war auch notwendig um nach einem glitschigen Downhill von Rottau aus die zuerst steile, dann angenehme und zum Schluss extreme Rampe Richtung Hefteralm zu bewältigen.

Entlang dem Grießenbach führt über 70Hm diese 20% Rampe. Fast unglaublich, dass man über das sauglatte Geröll und Felsplatten über denen das Wasser runter floss mit einem E-MTB rauffahren kann, bereits schiebend war es für die Bios schon schwierig genug.

Der letzte steile Wurzeluphill ab Stehtrumpf wurde auch noch bewältigt und ein flowiger, schöner und nicht zu glatter Spitzkehrentrail führte zum Finale ins Tal.

Alle, insbes. die 3 Bios, waren fit wie ein Turnschuh und konnten bis zum Schluss die notwendige erforderliche Konzentration hoch halten.

Bei tropischen Temperaturen, ohne Pannen, Stürze oder sonst was war nach 39km, gut 1800Hm und 9 km/h Schnitt sowie stark fordernden, glitschigen  aber schönen Singletrails der Sprung in den Reifinger Weiher mitsamt Klamotten und Dreck der abschließende Höhepunkt.

Warum man nach so einem Tour aus dem Wasser steigt und mit zufrieden grinsenden Gesichtern von einer „super Tour“ spricht und einen ausschließlich positiven Rückblick auf die vielen schönen Eindrücke hält, hätte vermutlich Sigmund Freud, der große Vater der Tiefenpsychologie erklären können – aber- da gab es noch kein E-/MTB.

Eine ausführliche Beschreibung zur Tour gibt es unter:   https://www.gps-tour.info/de/touren/detail.120981.html

(Hinweis: Die darin angeführten Daten basieren auf früheren, etwas weniger exakten Aufzeichnungsmethoden; es waren gut 1800Hm und bei diesen Bedingungen wären 4 Sterne bei der Kondition angemessen)

Fotos: Norbert (+Navigation), Andi, Roland